Kommunikationsdesign als Integrationshelfer

Kann Kommunikationsdesign dazu beitragen, die Integration von Ausländern in Deutschland zu fördern? Und wenn ja, wie? Martina Armbruster ging diesen Fragen unter dem Titel »Peace, Alter!«in ihrer Masterthesis nach.

Dazu arbeitete sie Design-Workshops für Teenager aus. Das zunächst theoretische Konzept wurde als Pilotprojekt in einer Hauptschulklasse mit sehr hohem Ausländeranteil in Baden-Württemberg durchgeführt und evaluiert.

»Design gilt in unserer Gesellschaft als cool, stylisch und hip. Dieses Klischee half mir, die Jugendlichen an einen Tisch zu bekommen«, erklärt Armbruster ihre Strategie. Die Lust, am Workshop teilzunehmen sollte größer sein als die Abneigung, mit »fremden« Mitschülern zusammenzuarbeiten. Die Themen wählte die Masterabsolventin aufgrund der gemeinsamen Interessen der Schüler aus: Musik, soziale Netzwerke und die Frage nach der Identität wurden in den Workshops gestalterisch behandelt.

»Die Aufgaben beinhalteten einen hohen Spaßfaktor und gaben gleichzeitig Anreiz zu Kommunikation und Teamarbeit«, erläutert Armbruster. Die Jugendlichen konnten Schriften entwickeln, Postkarten und Plakate gestalten, Graffitis sprühen oder mit Klebeband das Schulgebäude in ein riesiges Netzwerk verwandeln. Einzel- und Gruppengespräche sowie Gesprächskreise, in denen die Entwürfe und Erlebnisse in der Runde diskutiert wurden, gehörten auch zum Konzept.

»Meine Arbeit beantwortet die eingangs gestellte Frage ganz klar mit ‚Ja!’«, so Armbruster. Die – dem Alter der Jugendlichen angepassten – Grundlagen des Kommunikationsdesigns ermöglichten den Schülern, ihre Persönlichkeit, Interessen, Gedanken und Wünsche gestalterisch darzustellen. Sie offenbarten in ihren Arbeiten ein Stück ihrer Identität und Gefühlswelt. Das gemeinsame Gestalten gab den Teenagern die Chance, sich gegenseitig besser kennenzulernen und sich einander anzunähern.

Eine Chance, die genutzt wurde: Zwei Schüler, die sich bisher nur gewaltvoll auseinandergesetzt hatten, sprechen nun miteinander und haben sich sogar in der Freizeit getroffen, um zu „chillen“. Ein anderer Schüler, der eine Karriere als Schulverweigerer hinter sich hatte, kommt nun öfter in die Schule, da er sich in der Klasse wohler fühlt. Ein Schüler, der kein Deutsch spricht und sich selbst isolierte, sucht jetzt den Kontakt zu seinen Mitschülern auf englisch. Die ins Projekt mit einbezogene Klassenlehrerin und ein Sozialpädagoge bestätigten Armbruster, dass sie Kommunikationsdesign als Hilfe zur Integration für geeignet halten. Design passt zu den Interessen der Jugendlichen und bietet viele Möglichkeiten.

Im Anschluss an das Projekt gestaltete Martina Armbruster eine Dokumentation. Diese Dokumentation ist ein Sammelwerk, ein Kaleidoskop an Eindrücken und Ergebnissen der Workshops und des Konzepts. Das Sammelwerk besteht aus acht Plakaten, zwei Leporellos und zwei kleinen Heften. Alle Bestandteile sind in einem Schuber zusammengefügt.

Kommentieren

Ich akzeptiere die Datenschutzerklärung.