Wie Schriftgestalter Namen finden
Wer eine eigene Schrift gestaltet, steht früher oder später vor der Frage nach dem passenden Namen. Die Wahl ist oft mehr als nur Formsache: Sie beeinflusst, wie die Schrift wahrgenommen wird, wie einprägsam sie bleibt und ob sie sich rechtlich durchsetzen lässt.

Ein Blick in die Praxis zeigt, dass Schriftgestalter ganz unterschiedliche Strategien verfolgen. Die Foundry TypeType etwa empfiehlt, den Namen bereits im Gestaltungsprozess zu entwickeln. So bleibe er nah an der Idee, die hinter der Schrift steht. Wichtig seien ein klarer Klang, Einzigartigkeit sowie ein Bezug zur Formensprache oder Funktion.

Im Zed-Typenspezimen erklärt Peter Bilak, dass er seine Schriftfamilien systematisch nach dem Alphabet benennt. Dabei fallen markante Namen wie Fedra (aus dem Jahr 2001), Greta (2007) und Irma (2009). Die Auswahl dieser Eigennamen verleihe den Schriften unter anderem eine erkennbare Identität innerhalb der Markenstrategie von Typotheque.
Jon Barnbrook wählte für seine Schrift »Manson« einen provokanten Namen, der bewusst irritieren sollte. Die Reaktion fiel gemischt aus; später wurde die Schrift in Mason umbenannt. Ein deutliches Beispiel dafür, wie kulturelle Kontexte und öffentliche Reaktionen Einfluss auf Schriftnamen nehmen können.

Neben der kreativen Entscheidung spielen auch rechtliche und technische Faktoren eine Rolle. Eine Empfehlung von Monotype besteht darin, frühzeitig nach bestehenden Markennamen zu recherchieren und generische Begriffe zu vermeiden. Tools wie der Typeface Name Checker helfen dabei, potenzielle Konflikte bei der Namensfindung von Schriften zu vermeiden.
Tipps zur Schriftnamensgebung:
Tipp | Kurzbeschreibung |
---|---|
Frühzeitig benennen | Idealerweise bereits während des Gestaltungsprozesses einen Namen entwickeln. |
Bezug zum Design | Der Name sollte Form, Funktion oder Herkunft der Schrift reflektieren. |
Einprägsamkeit prüfen | Namen testen: Ist er gut aussprechbar, leicht zu merken und angenehm im Klang? |
Persönlichkeit zeigen | Eigennamen wie Fedra oder Irma verleihen Charakter und Markenbindung. |
Konzept sichtbar machen | Neutrale oder sprechende Namen wie Untitled können Teil der Designidee sein. |
Rechtliche Recherche | Vor Veröffentlichung prüfen, ob der Name frei von Markenkonflikten ist. |
Technische Tauglichkeit | Auf Zeichenzahl, Sonderzeichen und Kompatibilität mit Softwaresystemen achten. |
Fazit
Ob konzeptuell, persönlich oder funktional: Der Name einer Schrift trägt maßgeblich dazu bei, wie sie wahrgenommen und eingeordnet wird. Wer frühzeitig einen Namen entwickelt, der zur gestalterischen Idee passt, schafft eine solide Grundlage für die spätere Veröffentlichung – sollte dabei jedoch auch rechtliche Aspekte im Blick behalten.