Traces of REcreation
Die Bauhaus-Universität Weimar präsentiert mit »Traces of REcreation« eine Online-Galerie mit Abschlussarbeiten zu Themen wie Mobilität, Materialdesign oder Industriedesign. Insgesamt gibt es 16 Projekte zu entdecken.
Die Absolventinnen und Absolventen haben sich in Einzel- oder Teamarbeit mit aktuellen und relevanten Themen sowie sozialem und kritischem Design auseinandergesetzt. Traces of REcreation bietet nicht nur einen Einblick in die aktuelle Designlandschaft der Bauhaus-Universität Weimar – die Online-Ausstellung soll auch zum Nachdenken über die zukünftige Entwicklung von Produktgestaltung anregen.
Patriarchat im Design: Strukturen verändern und inklusivere Designpraxis schaffen
In ihrer Masterarbeit »Feeling Gender« untersucht Mira Müller patriarchale Strukturen im Produktdesign. Basierend auf Judith Butlers Theorie, die Sitzverhalten als erlernten, performativen Akt beschreibt, den man durch bewusstes Handeln »verlernen« kann (vgl. »Undoing Gender«), modifizierte Müller Arne Jacobsens ikonischen Stuhl. Dadurch wollte sie patriarchale Strukturen durch das Sitzen und den Stuhl erlebbar machen.
Mira Müller erklärt: »Seit circa 30 Jahren wird aus feministischer Sicht im Design geforscht. An den gegebenen Strukturen in der Praxis hat sich jedoch nicht viel verändert.« Durch die Kombination von Designtheorie und -praxis untersuchte sie auf spekulative und kritische Weise die männliche Dominanz im Produktdesign. »Mein Ziel war es, den wissenschaftlichen Diskurs in die Designpraxis zu übertragen. Das Ergebnis sind nicht nur die angepassten Sitzmöbel, sondern auch die Kommunikation der Stühle über ihren Nutzen und ihre Bildwirkung.«
Design für wohnungslose Menschen: Bedürfnisse im Fokus
Maria Clara Valencia Carmona stellt in ihrer Bachelorarbeit die Bedürfnisse wohnungsloser Menschen in den Mittelpunkt. Sie untersucht, wie Design positiv auf wohnungslose Personen und unterstützende Systeme wirken kann. In Tageseinrichtungen für Menschen ohne festen Wohnsitz in Weimar und Leipzig recherchierte sie staatliche und soziale Angebote, einschließlich Postdienste für Menschen ohne Wohnadresse. Unter dem Titel »Proaktive Gestaltung im sozialen Bereich« entwickelte sie einen flexiblen Raum, in dem Nutzerinnen und Nutzer einer Tageseinrichtung ihre Post selbstständig und in Ruhe öffnen und bearbeiten können.
»Ein fester Schlafplatz kann Stabilität, Komfort, Privatsphäre und Wohlbefinden bieten. Deswegen stehen wohnungslose Personen täglich vor großen Herausforderungen«, erklärt Valencia Carmona. »Mein Entwurf soll dabei unterstützen, die oftmals sehr wichtige Korrespondenz, sei sie nun privat oder mit den Behörden, in einer vertraulichen Atmosphäre und möglichst stressarm zu bearbeiten.« Das entwickelte Modul besteht aus zwei Teilen: einem Sichtschutz und zusätzlichen Ablageflächen in verschiedenen Höhen. Da jede Tageseinrichtung unterschiedlich ist, können die Module zusammen oder einzeln flexibel platziert werden.
Ausstellung im Juli
Zur summaery2024, der Jahresschau der Bauhaus-Universität Weimar, können die Arbeiten noch vom 11. bis 14. Juli 2024 auch vor Ort in Weimar besichtigt werden.