Das Phänomen des »Skippens«
Sei es ein Kapitel im Buch oder Werbung auf YouTube: Skippen (überspringen) macht eigentlich jeder. Was es jedoch bedeutet, innerhalb eines Wimpernschlags auf bestimmte Inhalte zu verzichten, haben jetzt zwei HAWK-Studierende als interaktiven Instagram-Film umgesetzt – zum Skippen.
Bei der Suche nach Antworten haben sich Verena Stürzebecher und Marius Remmert in ihrer Masterarbeit skip_instathesis mit dem Phänomen des Skippens beschäftigt. »In kaum einem anderen Medium ist das Skippen derart präsent wie in dem sozialen Netzwerk Instagram. Deshalb lag die Idee nahe, unsere Masterarbeit direkt auf dem Mobiltelefon und auf dieser Plattform erfahrbar zu machen«, erklären die beiden Kreativen.
Skippen als Haltung
Auf @skip_instathesis lässt sich zu jeder Zeit auf die Inhalte zurückgreifen. Wenn etwas auf besonderes Interesse stößt, kann der Film angehalten, wenn etwas irrelevant erscheint, übersprungen werden. Damit kann die Arbeit gleichzeitig auch als ein Experiment verstanden werden. Dabei nutzten die beiden neben der Ausschöpfung aller bei Instagram verfügbaren Möglichkeiten wie Instagram-TV, Reels, Feed-Posts, Verlinkungen, Hashtags und Stories auch einen speziellen Humor.
Das Thema wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, wodurch die beiden erkannten, dass die Skip-Option nicht nur ein nützliches Feature, sondern mittlerweile zum Ausdruck einer gesellschaftlichen Haltung geworden ist: Nämlich dem Drang, uninteressante und redundante Inhalte ausblenden zu wollen.
Die Ausprägung sowie die Beweggründe für dieses »Skip-Verhalten« sind an dieser Stelle vielschichtig: »Immer mehr mediale Inhalte prasseln über den Tag verteilt auf uns ein, weshalb das Skippen eine gute Möglichkeit darstellt, in der Informationsflut bewusster priorisieren zu können. Gleichzeitig fühlen wir uns vermehrt unter einem Zeit- und Erwartungsdruck, weshalb Dauer und Stillstand weniger ausgehalten werden können. Hinzu kommt, dass sich unsere Aufmerksamkeitsspanne in den letzten 20 Jahren dramatisch verringert hat und für die Unterhaltungsindustrie zu einem raren Gut avanciert ist«, erklären Verena Stürzebecher und Marius Remmert.
Mehr bewusste Pausen helfen
Aus den gesammelten Erkenntnissen konnten die Kreativen einen ersten Lösungsansatz entwickeln: »Pausen können in der heutigen Zeit einen besonderen Stellenwert einnehmen. Wenn wir ununterbrochen skippen und die Zwischenräume über den Alltag verteilt mit Inhalten füllen, wird unsere Aufmerksamkeit permanent beansprucht, sodass Informationen schlechter verarbeitet werden können. Wenn wir jedoch die Abstinenz von Tönen und Bildern aushalten und als bewusste Pause wahrnehmen, kann dies zu einer gesteigerten Form von Aufmerksamkeit führen, sodass wir uns wieder besser auf neue Medien einlassen können,« begründen die beiden Studierenden.
Trotzdem betonen sie, dass es zu früh sei, ein abschließendes Urteil zu fällen, da es sich bei dem Forschungsthema um komplettes Neuland handelt und es weitere Studien benötigt, um das »Skip-Verhalten« gezielter zu analysieren.