Schriftarten für Filme
Von epischen Dramen bis hin zu futuristischen Science-Fiction-Abenteuern – Typografie gibt Filmen eine Stimme, bevor überhaupt ein Wort gesprochen wird. Über die Wahl von Schriftarten, beliebte Film-Fonts, Klassiker und mehr.
Inhaltsverzeichnis:
Bedeutung der Typografie im Film
Ein Filmposter hat die Aufgabe, das Publikum mit einem einzigen Bild und einigen gut platzierten Wörtern zu fesseln und zu faszinieren. Die Typografie spielt dabei eine entscheidende Rolle, da sie die Stimmung und den Charakter des Films vermitteln kann. Bereits die ersten Sekunden eines Plakats oder einer Titelkarte geben Hinweise auf das Genre, den Stil und die Erzählweise des Films. Ob ein Horrorfilm, eine Komödie oder ein Sci-Fi-Abenteuer – die Schriftart trägt dazu bei, die Erwartungen des Publikums zu formen.Typografie im Film erfüllt verschiedene Funktionen, die von der Vermittlung von Emotionen bis zur Etablierung der filmischen Welt reichen. In einem Horrorfilm kann eine kantige, bedrohliche Schriftart das Gefühl von Unbehagen verstärken, während in einer romantischen Komödie oft weichere und verspieltere Schriften verwendet werden, die Leichtigkeit und Unbeschwertheit ausstrahlen. Ein Science-Fiction-Film wiederum setzt häufig auf futuristische, geometrische Schriften, die den Zuschauer in eine technologische oder dystopische Welt versetzen sollen.
Die Wahl der richtigen Schriftart kann für erhöhte Aufmerksamkeit beim Publikum sorgen und die Botschaft des Films klarer vermitteln. Diese typografischen Entscheidungen können subtil sein, haben aber oft eine starke Wirkung. Beispielsweise ruft die Verwendung von Großbuchstaben und klaren Linien Stärke und Ernsthaftigkeit hervor, während handgeschriebene oder kurvige Schriftarten häufig eine intimere und persönlichere Atmosphäre erzeugen.
Ein weiterer Aspekt ist die Wiedererkennung. Manche Filme oder Filmreihen nutzen ikonische Schriftarten, die mit der Zeit zu ihrem Markenzeichen werden. Die Titelgestaltung von Filmen wie „Star Wars“ oder „Harry Potter“ ist stark mit ihrer jeweiligen Franchise verbunden und ruft sofort Bilder und Emotionen hervor, die das Publikum mit der Handlung, den Figuren und der Atmosphäre assoziiert. Auch auf Postern, in Trailern und bei Merchandise-Artikeln wird diese typografische Identität konsequent eingesetzt, was die Bindung und den Wiedererkennungswert weiter steigert.
Zusätzlich dient die Typografie als narrativer Einstieg in den Film. Die Schriftgestaltung eines Eröffnungsbildes oder Filmtitels kann Hinweise auf die Zeit, den Ort und das soziale Umfeld des Films geben. Historische Filme greifen beispielsweise häufig auf klassische, serifenbetonte Schriften zurück, die Assoziationen zu vergangenen Epochen herstellen. Moderne Thriller hingegen bevorzugen oft minimalistische, serifenlose Schriftarten, die zur urbanen, nüchternen Atmosphäre solcher Filme passen.
Letztlich zeigt sich, dass Typografie im Film weit mehr ist als nur eine ästhetische Entscheidung. Sie ist ein erzählerisches Werkzeug, das dazu beiträgt, die Welt des Films zu formen, Emotionen zu wecken und das Publikum zu leiten – ein stummer, aber wirkungsvoller Prolog, der die Tür zur filmischen Erzählung öffnet und einen ersten Eindruck hinterlässt, noch bevor die Geschichte beginnt.
Designprozess von Filmpostern
Akiko Stehrenberger, eine erfahrene Filmposter-Designerin, betont in einem Beitrag im Adobe-Blog die Bedeutung des Brainstormings von Ideen, um ein tiefes Verständnis für den Film zu erlangen. Egal ob Indie-Streifen, historisches Drama oder mitreißendes Action-Spektakel – Genre und die Stimmung des Films spielen eine entscheidende Rolle bei der Auswahl und Kombination von Bildern und Schriftarten.
Sobald der visuelle Stil des Films definiert ist, steht die Wahl der passenden Design-Techniken für das Filmplakat an. Dabei gilt es auch zu hinterfragen, wie man dem Publikum mit nur einem Bild und wenigen Textzeilen vermitteln kann, welche Erlebnisse der Film bereithält.
Schriftwahl für Filme
Auf den meisten Filmplakaten wird Text genutzt, um den Filmtitel, einen Leitspruch und die Filmcredits zu präsentieren. Doch selbst kurze Textelemente sollten ins Auge springen und gut lesbar sein.
Akiko Stehrenberger unterstreicht, dass das Genre und die Atmosphäre des Films beeinflussen, wie und in welchem Stil Bilder und Schriftarten eingesetzt werden. Dieser Ansicht schließt sich auch der Plakatdesigner Gabz Grzegorz Domaradzki an. In einem Artikel wird hervorgehoben, dass er die Typografie meistens zum Schluss berücksichtigt. Für ihn stellt es sowohl ein Vergnügen als auch eine Aufgabe dar, die ideal passende Schriftart auszuwählen.
Beliebte Schriftarten für Filmposter und Filme
Bodoni
Bodoni dient als zentrale Schrift für zahlreiche Filmplakate, darunter „Mamma Mia“. Weitere Filme, die auf diese Schriftart setzen, sind „20 Feet From Stardom“, „Prisoners“ und „Water for Elephants“.
Garamond
Der Film „The World’s End“ hat diese Schriftart effektiv in seinem Filmplakat eingesetzt. Auch für Plakate von „Nottinghill“, „Mr. and Mrs. Smith“ und „Marley and Me“ kommt Garamond in unterschiedlichen Versionen zum Einsatz.
Futura
Der Film „The Hangover“ setzt beispielsweise auf Futura, um seinem Haupttitel eine klare Optik zu verleihen. Die Schriftart findet ebenso Anwendung auf den Filmplakaten von „Life of Pi“ oder „Gravity“.
Trajan
Diese Schriftart findet oft in Horror- oder Thriller-Filmen Anwendung. Beispielsweise wird Trajan im offiziellen Filmposter zu „Black Swan“ genutzt und erzeugt durch die spitzen Kanten und Großbuchstaben eine unheimliche Atmosphäre. Zu weiteren Filmen, bei denen Trajan Verwendung findet, gehören „Die Mumie“, „Master and Commander“, „The Final Destination“, „The Cabin In The Woods“ und „Memoirs of a Geisha“ oder auch Serien wie „Game of Thrones“.
Helvetica
Die Schriftart Helvetica zeichnet sich durch ihre klare und neutrale Erscheinung aus, was sie zu einer beliebten Wahl für viele Filmplakate macht. Durch ihre vielen Schnitte prägt sie beispielsweise die Original-Plakate von „Up in the air“, „Captain Phillips“ und „Zombieland“.
Trajan: Die meistverwendete Schriftart für Filme
Trajan ist eine der am häufigsten verwendeten Schriftarten in der Filmindustrie, insbesondere für Filmplakate und im Motion Design. Die Schriftart wurde 1989 von Carol Twombly für Adobe entworfen und basiert auf den Inschriften der Trajanssäule in Rom, die aus dem Jahr 113 n. Chr. stammt. Die klassische, römische Schriftart verleiht Filmtiteln und Plakaten ein zeitloses und elegantes Aussehen.
Die häufige Verwendung von Trajan in der Filmindustrie ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:
- Historische Assoziationen: Die Verbindung zu römischer Architektur und Geschichte verleiht Filmen, die Trajan verwenden, ein Gefühl von Bedeutung und Ewigkeit. Dies macht die Schriftart besonders beliebt für epische und historische Filme.
- Lesbarkeit: Trajan ist leicht lesbar und macht vor allem in großen Titeln und auf Plakaten eine imposante Figur.
- Vielseitigkeit: Trajan kann in einer Vielzahl von Genres verwendet werden, von Actionfilmen bis hin zu romantischen Komödien. Die Schriftart kann sowohl ernst als auch verspielt wirken, je nachdem, wie sie verwendet wird.
Trotz ihrer Beliebtheit hat Trajan auch Kritik erhalten. Einige Kreative und Filmschaffende argumentieren, dass die Schriftart eine übermäßige Verwendung erfährt und zu einer gewissen Eintönigkeit in der Gestaltung von Filmplakaten geführt hat. Andere kritisieren, dass die Schriftart zu oft für Filme verwendet wird, die nichts mit der römischen Geschichte oder Kultur zu tun haben.
Insgesamt bleibt Trajan* jedoch nach wie vor die wohl meistverwendete Schriftart in der Filmindustrie. Ihre klassische Eleganz und Vielseitigkeit machen sie zu einer beliebten Wahl für Filmplakate und Titelsequenzen.
Die Schriftart Eurostile in der Science-Fiction
Die Schriftart Eurostile* gilt als eine der beliebtesten Schriftarten in der Science-Fiction – jedenfalls was die Verwendung innerhalb von Kulissen in der Filmindustrie angeht. Laut vielen Filmemachern spricht diese Schriftart die „Sprache der Zukunft“. Die breiten Formen mit quadratischen Linien erinnern an die Fenster in Flugzeugen oder Hochgeschwindigkeitszügen. Die Schriftart verleiht einem Text ein dynamisches und technologisches Aussehen, was sie für Überschriften und kurze Textpassagen prädestiniert. Einige der Science-Fiction-Filme, die diese Schriftart in breiten Schnitten wie „Bold Extended“ verwenden, sind „2001: A Space Odyssey“, „Moon“ und „Blade Runner“.
Eurostile ist eine serifenlose Schriftart, die aus der Microgamma entstanden ist und mehrere Schriftstile enthält, einschließlich der ultimativen futuristischen Variante.
Benjamin, ein Grafikdesigner von Typografics, zählt sich selbst nicht zu den großen Anhängern dieser Schriftart. Dennoch erkennt er ihre Angemessenheit in Science-Fiction-Filmen an, auch wenn sie vielleicht nicht die originellste Wahl ist.
In einem ausführlichen Blogartikel hebt er hervor, die Kraft der ständigen Wiederholung ebenfalls nicht vernachlässigt werden darf. »Wenn mehrere Filme eine Schriftart im selben Kontext nutzen, verknüpft das Publikum diese Typografie rasch mit einem bestimmten Filmgenre. Dies kann oft eindrucksvoller sein als jedes effektgeladene Bild«, so der Kreative.
Fazit
Die Typografie ist ein wesentlicher Bestandteil in der Gestaltung von Plakaten, im Motion Design und in Kulissen von Filmen. Außerdem ist es wichtig, die Schriftarten sorgfältig auszuwählen und anzupassen, um sich vom Überangebot der Filme abzuheben.