Genderneutrale Farben

Farben formen unsere Welt – sie beeinflussen Emotionen, prägen Erfahrungen und sind ein kraftvolles Werkzeug der nonverbalen Kommunikation. Doch wie können Farben Barrieren abbauen und Inklusion fördern? Ein Blick auf Farbpräferenzen in der Historie und Gegenwart.

Genderneutrale Farben

Der psychologische Effekt

Psychologischer EffektIn der facettenreichen Welt des Designs sind Farben mehr als nur ein ästhetisches Statement – sie sind ein Echo unserer Psyche, ein Spiegel unserer Emotionen und ein Baustein unserer kognitiven Entwicklung.

Farben sind nicht nur ein zentrales Element in der visuellen Landschaft unserer Kinder, sondern auch ein mächtiges Kommunikationsmittel, da sie tief auf unser Unterbewusstsein wirken. Sie können Stimmungen schwingen lassen, Aufmerksamkeit dirigieren und Entscheidungen subtil beeinflussen. Sie spielen mit unseren Sinnen, lassen Räume kälter oder wärmer, größer oder kleiner erscheinen.

Ein historischer Pinselstrich

Schwester mit Baby auf KrankenstationFarbpräferenzen sind historisch gewachsen und waren einst ein Luxus, der den oberen Gesellschaftsschichten vorbehalten war. Die Zuordnung von Rosa zu Mädchen und Blau zu Jungen ist ein relativ neues Phänomen und keineswegs wissenschaftlich fundiert.

Bis in die 1920er Jahre hinein galt Rosa jedenfalls nicht als Symbol weiblicher Identität. In den gehobenen Kreisen der Gesellschaft waren es vielmehr die Rosatöne, die als maskulin angesehen wurden, während Blau mit seiner Assoziation zur Jungfrau Maria als feminin galt. Die Farbkonventionen, wie wir sie heute kennen, sind somit eher ein kurioses Produkt historischer Zufälle.

Rosa für Mädchen und Blau für Jungen?

Nach den Weltkriegen, insbesondere dem Zweiten Weltkrieg, gab es in der westlichen Welt eine starke Rückkehr zu traditionellen Geschlechterrollen. In diesem Klima begannen Hersteller und Einzelhändler, Produkte für Kinder stärker zu differenzieren. Einige Historiker vermuten, dass die Entscheidung, Rosa für Mädchen und Blau für Jungen zu verwenden, teilweise willkürlich von diesen Einzelhändlern und Herstellern getroffen wurde, die dann ihre Marketingstrategien entsprechend ausrichteten.

Rosa für Mädchen und Blau für Jungen
Rosa für Mädchen und Blau für Jungen? Das war nicht immer so …

In den 1940er Jahren begann die Modeindustrie, Rosa als eine weichere Version von Rot, das traditionell mit Stärke und Männlichkeit assoziiert wurde, zu vermarkten. Rosa wurde allmählich als zarter und damit femininer angesehen, während Blau, das oft mit der Arbeitskleidung von Männern und der Uniform von Soldaten assoziiert wurde, nunmehr als maskuliner galt.

Die Palette der Neutralität

Heutige Farbkonventionen haben tiefe Wurzeln in der gesellschaftlichen Wahrnehmung geschlagen, verstärkt durch ein Marketing, das gezielt auf stereotype Farben, Formen und Schriften setzt, um Produkte geschlechtsspezifisch zu positionieren.

Genderneutrale Farben sind jene, die sich jenseits der traditionellen Geschlechtergrenzen bewegen. Sie sind die Leinwand für eine Welt, in der jeder Mensch, unabhängig von seinem Geschlecht, seinen Platz findet. Diese Farben finden Anwendung in allen Designbereichen – von Branding, Innenarchitektur bis zur Produktgestaltung.

Genderneutrale Farben im Kinderzimmer
Eltern legen immer mehr Wert auf genderneutrale Farben im Kinderzimmer.

Die Verwendung von geschlechtsneutralen Farben hat beispielsweise auch in der Kindermode der letzten Jahre an Bedeutung gewonnen. Trotz der Hartnäckigkeit traditioneller Geschlechterstereotype, die sich in Farbwahl, Motiven und Slogans widerspiegeln, neigen immer mehr Eltern dazu, Unisex-Optionen für ihren Nachwuchs zu bevorzugen.

Eine entsprechende Umfrage unterstreicht diesen Trend: 64 Prozent der befragten Eltern berichten, dass sie bereits gezielt nach geschlechtsneutralen Produkten für ihre Kinder gesucht oder diese erworben haben – bei den jungen Eltern zwischen 18 und 24 Jahren liegt der Anteil sogar bei 73 Prozent.

Farben ohne Grenzen

Hier einige Beispiele für Farben, die in einem genderneutralen Designkontext stehen:
Sieben genderneutrale Farben

  • Grau: Ein Chamäleon unter den Farben, geeignet für jedes Geschlecht und jeden Raum.
  • Grün: Eine Hommage an die Natur, vielseitig in allen Nuancen.
  • Gelb: Ein Sonnenstrahl, der Wärme und Freude ausstrahlt.
  • Weiß: Eine leere Leinwand, die Reinheit und Einfachheit symbolisiert.
  • Türkis: Ein Hauch von Meer und Himmel, beruhigend und klar.
  • Lila: Die Farbe der Fantasie, ein Spielplatz für Kreativität.
  • Orange: Ein Energiebündel, das Lebensfreude versprüht.

Die Kunst der Kombination

Nicht nur einzelne Farben, auch deren Kombinationen können ein geschlechtsneutrales Designkonzept unterstützen. Grau und Gelb, Grün und Weiß, Lila und Grau, Türkis und Weiß sowie Orange und Grau sind nur einige Beispiele für entsprechende Paarungen.

Quellen: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7

  1. Liebes Team

    toller Blog, sehr empfehlenswert für alle Marketing-Experten, Branding Spezialisten und Design Kenner! Besonders die genderneutrale Kommunikation und das Design bringen es genau auf den Punkt.

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