Emotional Design

Emotional Design ist zu einem beliebten Konzept im Design geworden. Doch was steckt eigentlich dahinter und wie können Kreative die gewonnenen Erkenntnisse für die Gestaltung von Produkten und Co. nutzen?

Emotional Design

Was ist Emotional Design?

Emotional Design ist ein Konzept, das sich mit der Verwendung von visuellen und interaktiven Elementen befasst, um eine emotionale Verbindung zwischen einem Produkt oder einer Dienstleistung und seinen Nutzerinnen und Nutzern herzustellen. Dies kann dazu beitragen, dass das Produkt besser angenommen wird und die Nutzerinnen und Nutzer eine höhere Zufriedenheit und Loyalität gegenüber dem Produkt entwickeln. Somit handelt es sich bei Emotional Design also um Design, das gezielt positive Emotionen erzeugt.

Ziele von Emotional Design

Das primäre Ziel von Emotional Design ist es, Produkte und Erfahrungen zu schaffen, die positive Emotionen auslösen. Diese positiven Emotionen können Gefühle wie Freude, Zufriedenheit, Vergnügen etc. umfassen.

Zufriedenheit mit Emotional Design
Emotional Design kann die Zufriedenheit erhöhen und die Bindung zu Produkten verbessern.

Produkte, die positive Emotionen auslösen, erhöhen somit also auch die Zufriedenheit, Loyalität und das Engagement der Nutzerinnen und Nutzer. Außerdem kann ein Gefühl der Verbundenheit zu einem Produkt ausgelöst werden, das es wahrscheinlicher macht, dass das Produkt in Zukunft weiterhin verwendet und auch anderen Personen empfohlen wird.

Ein weiteres Ziel von Emotional Design ist es, ein Gefühl von Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu schaffen. Indem ein Produkt ästhetisch ansprechend gestaltet wird und obendrein einfach zu verwenden und zu verstehen ist, ist die Chance groß, dass sich eine hohe Qualität der Nutzererfahrung bildet.

Des Weiteren kann emotionales Design auch dazu verwendet werden, Produkte zu schaffen, die bestimmte Emotionen hervorrufen, die mit der gewünschten Markenidentität oder Botschaften im Branding übereinstimmen. Beispielsweise könnte eine Marke, die als abenteuerlustig und aufregend wahrgenommen werden möchte, Produkte gestalten, die Gefühle von Aufregung und Abenteuer hervorrufen.

Zusammenfassend zielt Emotional Design also darauf ab, positive emotionale Erfahrungen zu schaffen, die die Zufriedenheit, das Engagement und das Vertrauen erhöhen und mit der Markenidentität übereinstimmen.

Wer hat Emotional Design „erfunden“?

Emotional-Design-BuchEmotional Design ist ein Konzept, das im Laufe der Zeit entstanden ist und von verschiedenen Design-Disziplinen, Designerinnen und Designern beeinflusst wurde. Es wurde nicht unbedingt von einer einzigen Person erfunden oder zu einem bestimmten Zeitpunkt auf den Weg gebracht.

Der Begriff „Emotional Design“ wurde erstmals von Donald Norman in seinem Buch Emotional Design: Why We Love (Or Hate) Everyday Things* im Jahr 2004 eingeführt. In diesem Buch argumentiert Norman, dass emotionales Design ein wichtiger Aspekt des Produktdesigns ist und dass Produkte, die Emotionen auslösen, wahrscheinlicher erfolgreicher sind. Doch bereits im Jahr 1988 setzte sich Norman in seinem Buch „The Design of everyday things“ intensiv mit der Wahrnehmung von Produkten auf emotionaler Ebene auseinander.

Auch weitere bekannte Kreative wie Dieter Rams und Jony Ive haben durch ihre Arbeit im Bereich Produktdesign bzw. benutzerzentriertes Design sicherlich die Idee und das Konzept von Emotional Design beeinflusst und mitgeprägt.

Es ist außerdem zu beachten, dass Emotional Design ein multidisziplinäres Konzept ist, das auf Wissen aus Bereichen wie Psychologie, Soziologie, Design und Ingenieurwissenschaft zurückgreift. Schließlich ist es die Kombination all dieser Disziplinen, die zur Entwicklung des Konzepts, wie wir es heute kennen, geführt haben.

Wie nehmen wir Produkte wahr?

Beim Emotional Design sind es vor allem drei grundlegende Ebenen der Wahrnehmung, die Berücksichtigung finden: die visuelle, haptische und funktionale Ebene.

Visuelle Ebene

Die visuelle Ebene bezieht sich auf die optischen Elemente des Designs, wie Farben, Formen und Symbole. Diese Elemente können dazu beitragen, bestimmte Emotionen auszulösen und eine visuelle Hierarchie zu schaffen, die es den Nutzern erleichtert, die wichtigsten Informationen schnell zu erfassen. Eine sorgfältige Auswahl der Farben und Formen kann zudem dazu beitragen, dass das Produkt attraktiver und einprägsamer wird.

Haptische Ebene

Die haptische Ebene bezieht sich auf die Berührungsempfindungen, die durch das Design ausgelöst werden. Dies umfasst nicht nur Materialien, die verwendet werden, sondern auch die Art und Weise, wie die Nutzerinnen und Nutzer mit dem Produkt interagieren. Eine sorgfältige Auswahl von Materialien kann beispielweise dazu beitragen, dass das Produkt angenehmer in der Hand liegt und ein Gefühl von Qualität vermittelt.

Funktionale Ebene

Die funktionale Ebene bezieht sich auf die Art und Weise, wie das Produkt funktioniert und wie es zu verstehen und zu nutzen ist. Dies umfasst beispielsweise Interaktionen, Navigationselemente und die Informationsarchitektur. Eine intuitive und benutzerfreundliche Interaktion kann dazu beitragen, dass das Produkt einfacher zu verstehen und zu nutzen ist und dass dazu entsprechende Personen eine höhere Zufriedenheit und Loyalität entwickeln.

Vermenschtlichter Roboter
Ein vermenschtlichter Roboter, der freundlich auf Menschen wirken soll.

Indem drei Ebenen der Wahrnehmung beim Design berücksichtigt werden, kann eine emotionale Verbindung zwischen dem Produkt und den Nutzern hergestellt werden. Das Konzept hinter Emotional Design trägt also auch dazu bei, dass das Produkt besser von der Zielgruppe angenommen wird.

Normans Aspekte des Designs

Emotional-Design-Aspekte

Die kognitive Wahrnehmung spielt bei Donald Normans Aspekten des Designs eine entscheidende Rolle. Die wichtigsten Merkmale und Erkenntnisse aus seinen Ideen und Beweggründen sind sicherlich auch für Kreative aus den verschiedensten Designdisziplinen wissenswert und hilfreich.

Visceral Design

Bei der ersten Ebene, dem sogenannten „Visceral Design“, handelt es sich um das gute alte „Bauchgefühl“. Es führt zu instinktiven und eher irrationalen Empfindungen und Eindrücken, die man gegenüber alltäglichen Dingen hat – beispielweise gut oder schlecht, hübsch oder hässlich, sicher oder gefährlich.

Behavioral Design

Hier steuert das „Gehirn“ instinktiv. Nutzerinnen und Nutzer haben vielleicht schon Erfahrungen mit dem entsprechenden Produkt sammeln können und rufen diese dann unbewusst ab. Das kann beispielsweise entscheiden, ob ein Produkt auf Anhieb als nützlich oder nutzlos empfunden wird.

Marken, die bereits in der Vergangenheit gut angekommen sind, haben demnach also beste Voraussetzungen, im Gedächtnis zu bleiben und bei neuen Produkteinführungen positive Empfindungen auszulösen. „Funktion“, „Performance“ und „Usability“ sind hier die Schlüsselwörter bei Normans Konzept.

Reflective Design

Zum richtigen „Nachdenken“ bzw. Reflektieren kommt es laut Norman erst in der dritten Ebene. Rationale Gründe spielen hier jedenfalls eine wichtige Rolle. Es kommt außerdem auch auf die Vorstellung an, die jemand von sich selbst hat oder macht, seine Bildung sowie das Verständnis für das beworbene Produkt. Diese und weitere Faktoren können schließlich beeinflussen, ob Dinge als nützlich, hilfreich oder sogar wertvoll eingestuft werden.

Produktentwicklung mit Emotional Design

Produktentwicklung mit Emotional Design
Emotional Design kann sich positiv auf die Produktentwicklung auswirken.

Emotionales Design kann von entscheidender Bedeutung bei der Produktentwicklung sein und dazu beitragen, dass ein Produkt besser angenommen wird und eine höhere Zufriedenheit und Loyalität bei den Nutzerinnen und Nutzern auslöst. Ein Produkt kann somit attraktiver und einprägsamer empfunden werden.

Als Beispiel ist hier die Gestaltung von Smartphones zu nennen. Ein ansprechendes Design und eine gute Haptik machen es wahrscheinlicher, dass Nutzerinnen und Nutzer das Gerät mögen, es länger behalten oder der Marke treu bleiben.

Produktdesign Smartphones
Einige Smartphones der letzten Jahrzehnte.

Wie lässt sich Emotional Design umsetzen?

Gehirn Ein wichtiger Bestandteil von Emotional Design ist die Verwendung von Farben, Formen und Symbolen, die bestimmte Emotionen auslösen. Ein weiteres positives Element kann die Verwendung von Interaktionen sein, die es ermöglichen, intuitiv mit dem Produkt zu interagieren und es auf diese Weise besser zu verstehen und zu wertzuschätzen.

Emotional Design lässt sich auf verschiedene Arten und Weisen umsetzen. Hier sind einige Beispiele dafür, wie Emotionen in verschiedenen Aspekten eines Produkts bzw. mit einer Erfahrung eingebunden werden kann:

  • Ästhetik: Das Aussehen und Design eines Produkts kann stark beeinflussen, wie sich die Nutzerinnen und Nutzer fühlen. Emotional Design kann genutzt werden, um visuell ansprechende und ästhetisch ansprechende Produkte zu kreieren, die positive Emotionen hervorrufen.
  • Interaktionsdesign: Die Konzepte hinter Emotional Design können genutzt werden, um intuitive und benutzerfreundliche Interfaces zu schaffen, die einfach zu verstehen und zu nutzen sind, was zu positiven emotionalen Erfahrungen führt.
  • Branding und Kommunikation: Die Art und Weise, wie ein Produkt oder eine Marke mit Personen kommuniziert, kann ebenfalls stark beeinflussen, wie sich die Nutzerinnen und Nutzer fühlen.
  • Klang, Geruch und Berührung: Sensorische Erfahrung können entscheidend zur Bewertung von Produkten beitragen.
  • Stories: Eine effektive Technik ist die Verwendung von Erzählungen, um Personen auch emotional zu involvieren. Durch die Schaffung von fesselnden Stories, die beispielweise die Fantasie anregen, lassen sich Produkte oder eine Erfahrungen noch attraktiver gestalten.
  • Nutzerforschung: Nutzerforschungen können durchführt werden, um zu sammeln und zu verstehen, was Personen von einem Produkt erwarten und brauchen.
  • Tests: Das Testen von Produkten mit Personen und das Sammeln von Feedback kann eine effektive Möglichkeit sein, das Design eines Produkts zu verbessern. Auf diese Weise lassen sich entsprechende Potentiale identifizieren und sicherstellen.

 
Quellen: 1, 2, 3, 4, 5, 6, Titelgrafik: Illustration image by Freepik

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